Start Orte und Ortsfamilienbücher Oberamt Karlsruhe Knielingen (KA) Ortsfamilienbuch Knielingen

Das Knielinger Ortsfamilienbuch

 

Ortsfamilienbuch Knielingen

 

Es ist soweit: nach knapp 3 Jahren intensiver Arbeit wurde das Ortsfamilienbuch Knielingen mit dem "Filial" Mühlburg bis 1721 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Termin für die Vorstellung war der 26.09.2014 um 18:30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus Knielingen. Erfasst sind aktuell über 17709 Personen in über 5.010 Familien.

 

Liste der Geburts- und Sterbeorte Zu- und Weggezogener (unvollständig)

Verzeichnis der im OFB Knielingen vorkommenden Familiennamen (unvollständig)

 

Zeit für ein "Making Off".

 

Meine Frau ist eine geboren Kiefer, der Name, den man in Knielingen mit Abstand am häufigsten findet. Kies-Kiefer Wilhelm hatte sie als Kind des öfteren gehört, mehr wusste sie von ihren Vorfahren nicht. Nach dem Tod ihrer Eltern (Vater 2001, Mutter 2007) wuchs in ihr der Wunsch, mehr zu erfahren. Es gab da einen s.g. Arier-Pass, einen während der nationalistischen Herrschaft geforderten Nachweis der arischen, d. h. der nicht jüdischen, Roma- oder Sinti- Herkunft.

 

Zunächst war der Ariernachweis auf Beamte, Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes, Ärzte, Juristen und Wissenschaftler begrenzt. 1934 wurde die Pflicht zum "Arierschein" aber auf nahezu alle Deutschen ausgedehnt. Der Nachweis der "arischen Abstammung" hatte durch Vorlage von 7 Geburts- oder Taufurkunden (der Person selbst, der 2 Eltern und der 4 Großeltern) zu erfolgen. Diese mussten von Pfarrern oder Standesbeamten beglaubigt werden. Ersatzweise konnte man einen offiziell beglaubigten Ahnenpass oder eine beglaubigte Ahnentafel vorzeigen.

 

Wir hatten also einen Arierpass des Vaters meiner Frau. Darin seine Eltern und seine Großeltern mit Geburtsdaten. "Kannst Du mir helfen?", fragte Sie. Mich interessierte das ganze Thema damals "nicht die Bohne". Es gibt so viele Lebende, warum soll man sich um die kümmern, die schon Jahre oder Jahrzehnte oder Jahrhunderte tot sind? Aber, wie es so ist: "ich helfe Dir natürlich gerne". Wie startet man am besten? Ich muss gestehen: völlig laienhaft. Man googelt halt mal und muss feststellen, dass Google doch nicht alles weiß. Man findet Suchprogramme wie "Ahnensuche", Datenbanken der Mormonen und - findet nichts - jedenfalls nichts passendes. Man findet weitere Datenbanken anderer Forscher auf eigenen Homepages oder in GEDBAS, aber die Daten stimmen nicht. Man findet die riesige Datenbank von ROOTSWEB. Wilhelm Kiefer gibt es hunderte, aber die Daten passen nicht. Dann liest man genealogische Literatur und es wird einem klar: wir müssen irgendwie an die Kirchenbücher ran.

 

Also ab ins Pfarramt. "Ich kann Ihnen die Kirchenbücher leider nicht zeigen, die unterliegen dem Datenschutz", so die Pfarramtssekretärin. Sicherlich nicht böse gemeint aber völlig ahnungslos, denn der Datenschutz einer jeden Person endet mit deren Tod. Das Urheberrecht könnte ein Problem sein, denn Bemerkungen, die ein Pfarrer in das Kirchenbuch schreibt, könnte diesem unterliegen. Davon wusste die Pfarramtssekretärin aber nichts. Sie beharrte auf ihrem "Datenschutz". Ein Gespräch mit Pfarrer Lundbeck brachte den Durchbruch. Die Tauf- Ehe- und Sterbebücher waren kurz zuvor vom evangelischen Oberkirchenrat abgeholt und archiviert worden, aber die Familienbücher waren noch da. Meine Frau schrieb also aus den Familienbüchern die sie und ihre Vorfahren betreffenden Daten ab.

 

Ganz  schön mühselig, aber wir kamen voran. Wir hatten nach vielen Monaten bei fast allen Ahnenlinien 2 -3 Generationen. In das Pfarramt konnten wir nur, wenn wir Urlaub hatten und das Pfarramt in der Zeit gleichzeitig geöffnet war. Es spielte sich der Rhythmus "Weihnachten, Fasching, Ostern, Sommerferien" ein. Irgendwann kam uns der Gedanke, die Familienbücher mit einer Digitalkamera zu fotografieren. Ob das erlaubt war, wussten wir nicht. Der Pfarramtsekretärin waren wir ein "Dorn im Auge", aber da uns Pfarrer Lundbeck erlaubt hatte, die Familienbücher einzusehen, konnte sie nichts machen. Also nahmen wir eine Digitalkamera mit und statt Seite für Seite abzuschreiben nutzen wir die Zeit um möglichst viele Seiten zu digitalisieren.

 

Jetzt kamen wir erheblich schneller voran. Ein Hindernis blieb allerdings und bleibt es bis heute. "Schönschreiben" war damals offizielles Unterrichtsfach. Aber manche Pfarrer hatten diesen Unterricht scheinbar versäumt, waren irgendwie behindert oder hatten vor dem Schreiben "ein Gläschen zuviel Wein" getrunken. Die "Geistlichen" damals waren schließlich gebildet. Sie wussten, welch schlimme Krankheiten und Seuchen durch "Wasser" übertragen werden konnten. Wein war da die Alternative ...

 

Wie auch immer - wir kämpften uns rein in die diversen Handschriften und irgendwann tauchte ein Name auf: "Heuss, geboren in Haßmersheim". In der Schule war ich zwar Mittelmaß, aber einiges hat sich doch eingeprägt. Theodor Heuss (* 31. Januar 1884 in Brackenheim; † 12. Dezember 1963 in Stuttgart), unser erster Bundespräsident. Ich wusste, dass seine Elten aus Haßmersheim stammten und gebe meine Euphorie gerne zu. Hatte Theodor Heuss Verbindungen zu Knielingen? Also beauftragen wir die gängigen Suchmaschinen: "gibt es einen Ahnenforscher in Haßmersheim? Und tatsächlich - Fritz Müßig weiß (nahezu) alles über die Genealogie der Haßmersheimer.

 

Kommunikation ist heute ja einfacher denn je. Also schrieb ich ein Mail an Fritz Müßig. Das war am 30.10.2011. Die Antwort kam prompt und unsere Heuß sind tatsächlich mit dem ehemaligen Bundespräsidenten verwandt, wenn auch eher weitläufig. Später sollte sich heraus stellen, dass es rege Beziehungen zwischen Haßmersheim und Knielingen gab.

 

Manchmal glaubt man nicht wie klein die Welt sein kann. Am 10.11.2011 kam eine Mail mit dem Betreff "OSB Knielingen". Absender war Jürgen Wißwässer, der sich mit uns treffen wollte. Terminvorschlag 18.11.2011. Wir kannten natürlich diesen Namen. Man findet ihn in vielen geneaologischen Foren, in Mailing-Listen, in Genwiki,... Die Entdeckung des Taufeintrages von Carl Benz in Mühlburg stand in allen Zeitungen. Also gingen wir voller Ehrfurcht zu diesem Treffen. Wir hatten uns einen älteren Herren vorgestellt, der uns mal erklären wollte, wie man sowas mit einem Ortsfamilienbuch richtig macht. Oder der uns kundtun wollte, dass er ein Ortsfamilienbuch von Knielingen schon so gut wie fertig habe.

 

Es kommt natürlich meist anders als man denkt. Uns gegenüber saß ein ein sehr sympathischer Typ. Er kannte Fritz Müßig und hatte von ihm von unserer Absicht, ein Ortsfamilienbuch von Knielingen zu schreiben, erfahren. Er selbst arbeitet am Ortsfamilienbuch von Mühlburg und weil Mühlburg bis 1721 zu Knielingen eingepfarrt war, hatte er nicht nur die Kirchenbücher von Mühlburg sondern auch die Knielinger Bücher digitalisiert. Alle Digitalisate stammen von den Originalen im evangelischen Oberkirchenrat. Im Einzelnen:

 

 

Er bot uns an, seine Digitalisate für unsere Arbeit zu verwenden, worauf wir sehr gerne eingingen. Auch die Ehen 1875-1920 und 1920-1952 und die Tode 1911-1954 und 1955 - 1968 hat er noch für uns digitalisiert. Lediglich die zwei letzten Sterbebücher 1969-1976 und 1976-1983 sowie die vier Familienbücher haben wir selbst digitalisiert.

 

Jetzt hatten wir Tausende von Fotos, also ran an die Arbeit. Ach du meine Güte - die kann man ja noch schlechter lesen als die Familienbücher. (To be continued...)