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die evangelische Kirche von Graben (mit Auszügen aus einer Druckschrift von Gerd Hartmann, ausgelegt in der Grabener Kirche)

 

Weithin sichtbar ist der 62 m hoheTurm, der vier Stahlglocken beherbergt - beide Weltkriege haben sie überdauert.

 

Am 19.10.1873 wurde die im neugotischen Stil erbaute evangelische Kirche zu Graben eingeweiht. Aus dem Pfinztal stammt der verwendete Buntsandstein. Sie besitzt ein Hauptschiff mit zwei Seitenschiffen und drei Emporen; zwei Längsemporen über den Seitenschiffen und einer Querempore über dem Eingangsbereich.

Mit Platz für ca. 1000 Besuchern ist sie eine der größten Kirchen der Region.

 

1830 stellte die Gemeinde Graben erstmals den Antrag auf einen Neubau der Kirche bei der Domänendirektion Karlsruhe, der jedoch abträglich beschieden wurde. Der neue Pfarrer Zimmern (später Dekan) stellte seit 1859 mehrere Anträge bis der Neubau schliesslich 1869 genehmigt wurde. Im Frühjahr 1870 wurde das Fundament der alten Kirche ausgegraben, was Lohnkosten von 582 Gulden mit dich brachte.

 

Grundsteinlegung für die neue Kirche war der 26.06.1870. Der Grundstein befindet sich im Chorraum unter der Kanzel. 1. Cor. 3,11 (Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus) und 26. Juli 1870 lesen wir da.

 

Wegen des deutsch-französischen Krieges musste der Neubau unterbrochen werden und konnte erst 1871 fort gesetzt werden. Eingeweiht wurde die Grabener Kirche schließlich am19.10.1873. Das Altarkreuz im Chorraum stammt noch aus der alten Kirche. Es trägt auf der Rückseite die Jahreszahl 1745 und die drei Buchstaben F W R. Sie stehen als Kürzel für den Stifter Friedrich Wilhelm Reichert, der Bader in Graben war.

 

Die alte Kirche in Graben wird erstmals in einer Urkunde des Wiprecht Rudde von Bodiken, Probst der Kirche zu St. German in Speyer am 09.01.1467 erwähnt, in der dieser eine Salvestiftung in der Kirche zu Graben bestätigt. [GLA Karlsruhe 38 Nr. 1468 b] Am 16.09.1471 bestätigt Wipertus Rudde von Büttiken, Probst des Stifts St. German zu Speyer, die Dotierung der Frühmesse am St. Catharinen-Altar in der Pfarrkirche zu Graben. [GLA Karlsruhe 38 Nr. 1413].

 

Man kann aber davon ausgehen, dass die "alte" Kirche um einiges älter war, denn bereits am 25.05.1431 bestätigt Eberhard von Stetenberg, Probst des Stifts St. German in Speyer, ein Kapitel zu Graben. [GLA Karlsruhe 38 Nr. 1412].

 

Einer Urkunde von der Grundsteinlegung der neuen Kirche soll zu entnehmen sein, dass die "alte" Kirche stets unversehrt blieb, obwohl der Ort Graben drei mal völlig eingeäschert wurde.

 

Zeugnisse der "alten" Kirche finden wir innerhalb und außerhalb der "Neuen". Zwei Grabsteine sind im Turm, dem Eingangsbereich zur Kirche eingemauert.

 

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Der Grabstein des Amtsmannes zu Graben (Minister) Matthias Elling, der im Januar 1583 verstarb. Seine Witwe, Margaretha, verkaufte daraufhin Ihren ganzen Besitz am 26.02.1583 an Markgräfin Anna von Baden für 750 Gulden. [GLA Karlsruhe 38 Nr. 1410] Matthias Elling muss sehr vermögend gewesen und umfassenden Grundbesitz gehabt haben. Der Stundenlohn eines Handwerkers betrug zu dieser Teit gerade mal 3 Kreutzer.

 

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Der zweite Grabstein gibt Rätsel auf. Wolfgang Leopold Freiherr von Boyneburg zu Lengsfeld, verstorben 1734 in Philippsburg. "Von Boyneburg zu Lengsfeld" war ein altes hessisches Adelsgeschlecht, das von Kaiser Leopold in den Grafenstand erhoben wurde. 1734 war Philippsburg im polnischen Erbfolgekrieg (1733 -1738) von französischen Truppen belagert und Prinz Eugen von Savoyen gelang es nicht,den Belagerungsring zu durchbrechen. Wie konnte der Tote nach Graben gebracht werden und warum?

 

Ein weiteres Grabmal befindet sich in der Grabener Kirche. Wahrscheinlich ist es eher ein Gedenkstein. denn es ist weder ein Name noch eine Jahreszahl eingemeißelt. Der Gedenkstein soll einen Freiherr von Zandt als angeblichen Stifter der Kirche zeigen.

 

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Der Gedenkstein zeigt einen knienden Mann. Woher die Information, dass es sich um einen Freiherren von Zandt handelt, stammt, wissen wir leider nicht. Bisher war in der Literatur nichts Nützliches zu finden, das uns diesen Mann näher bringen könnte.

 

Allerdings gibt es in der evangelischen Kirche in Knielingen ein Grabmal zweier Kindern des Walter von Zanth. Ob es da einen Zusammenhang gibt? Wahrscheinlich werden wir es nie erfahren.

 

Vor dem benachbarten Hennhöfer Haus befindet sich der Taufstein der alten Kirche. Zeit und Umwelteinflüsse haben ihm schwer zugesetzt. Von der Inschrift ist nichts mehr zu erkennen.

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Früher waren Kirche und der direkt angrenzende Friedhof von eine Mauer umgeben, von der heute noch Reste zu sehen sind. Heute befindet sich direkt hinter der Kirche ein Parkplatz. Der Friedhof wurde in einen Park umgewandelt, in dem sich noch rund zwei Dutzend Gräber befinden, darunter das des Altbürgermeister Ludwig Wilh. Scholl (1891 - 1961).

 

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Im Gegensatz zu vielen anderen Kirchen der Umgebung wie Linkenheim, Eggenstein oder Knielingen ist die Grabener Kirche ganztägig geöffnet. Neben Raum und Zeit zur Besinnung findet der interessierte Besucher auch gleich nach dem Eingang ein sehr schönes und informatives Druckwerk von Gerd Hartmann über die Grabener Kirche.